CHI@NSH: Josi mit einem kräftigen Schuss beim 100.

David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Zwei Jahre später beerbte er den großen Roy nach dessen Rücktritt. Weitere Stationen seiner NHL-Karriere, die 2007 mit seiner Rückkehr in die Schweiz endete, waren die Montreal Canadiens und Phoenix Coyotes. Aebischer absolvierte 214 Spiele in der regulären Saison sowie 13 Playoff-Spiele und verbuchte dabei über 91 Prozent gehaltener Schüsse. Der heutige Torhüter-Trainer und Assistenz-GM beim HC Fribourg-Gotteron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die neueste Ausgabe:
Die NHL Global Series kehrt auch 2020 in die Schweiz zurück und insbesondere die Stadt Bern fiebert dem Auftritt ihrer Eigengewächse Roman Josi und eventuell Yannick Weber mit den Nashville Predators jetzt schon entgegen. Es ist immer etwas Spezielles auch für die Familie und Freunde sowie natürlich für die Spieler selbst, wie es in 2017 mit Nico Hischier und Mirco Müller von den Devils war, die auch in Bern gastierten.
*** ***Ähnliches: [NHL Global Series 2020 erneut in Deutschland und der Schweiz]
Es ist schwierig zu sagen, was die Idee dahinter ist, dass es wieder kein Spiel der regulären Saison in der Schweiz geben wird, aber sehr wahrscheinlich vom Marketing her sind wir Schweizer etwas zu klein. Die Infrastruktur war sicher vorher ein Problem, aber durch die Weltmeisterschaft 2020 hat sich in den letzten Jahren da sehr viel getan mit neuen Hallen, zum Beispiel in Lausanne und Fribourg. Aber die Liga wird ihre Gründe haben, die mir nicht bekannt sind. Trotzdem freuen wir uns jetzt schon auf das Spiel zwischen dem SC Bern und den Predators.
Josi ist in diesem Team in Nordamerika aufgewachsen und er hat mit seinem neuen Vertrag über weitere acht Jahre kürzlich den Grundstein gelegt, dass er zum Franchise-Spieler werden könnte. Das passt gut zu ihm. Ich hoffe für ihn, dass er nicht mehr wechseln muss und seine Karriere dort auch beenden kann.
Er ist ein klassischer Offensiv-Verteidiger, der jede Gelegenheit nutzt, sich in das Angriffsspiel einzuschalten. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass er am Samstag sein 100. Tor in der NHL erzielen konnte. Er ist ein ungemein guter Schlittschuhläufer und diese Marke in nicht einmal 600 Spielen zu erreichen, schaffen nicht viele Verteidiger.
Nashville war ja vor der Saison mein großer Favorit. Ich halte weiter an meinem Tipp fest und mache mir immer noch nicht große Sorgen um sie, wenngleich sie langsam ins Rollen kommen und einige positive Serien starten sollten.
Anders sieht es da bei den Washington Capitals aus, die in der Metropolitan Division souverän vorne stehen und es freut mich, dass sich mit Jonas Siegenthaler ein junger Schweizer in deren Verteidigung etablieren konnte. Er hatte im letzten Jahr ein wenig ein Auf und Ab, war häufiger im Farmteam gelandet, aber jetzt bei den Capitals in den Top-6-Verteidigern mitmischen zu können, spricht für ihn, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht.

VGK@WSH: Siegenthaler markiert seinen ersten Treffer

Es ist im Eishockey öfters zu beobachten, dass einige Spieler dann aufblühen, wenn sie mit gewissen Kollegen zusammen in einer Reihe auflaufen. Das war bei Siegenthaler ein bisschen, als er neben John Carlson agieren durfte, auch der Fall. Es schien so, dass dies seinem Selbstvertrauen sehr gut tat und er jetzt davon profitiert, auch wenn er nur noch selten neben ihm spielt.
Gut läuft es auch bei den Carolina Hurricanes, doch Nino Niederreiter hat wie im letzten Jahr zu Beginn eine kleine Torflaute. Am Schluss nach seinem Trade nach Carolina kam er damals auf Touren. Ich hoffe sehr für ihn, dass er in diesem Jahr etwas früher in Fahrt kommt und noch vor Weihnachten das eine oder andere Tor schießen wird. Warum die Spielzeiten für ihn mäßig anlaufen, lässt sich aus der Ferne schwer sagen, doch Niederreiter ist ein positiver Typ, der das sicher meistern wird.
Einen Durchhänger haben auch die New Jersey Devils. Es war zwar zu erwarten, dass es trotz der Neuzugänge nicht reichen würde, vorne mitzuspielen, doch die Saison sollte besser laufen als im Vorjahr und davon ist derzeit noch wenig zu sehen. Ich hätte sie schon einen Tick besser gesehen. Hischier ist ja auch noch nicht ganz auf der Höhe und sollte zulegen können, was ich ihm sehr wünschen würde.
Wie Josi hat auch Hischier einen langfristigen Vertrag bekommen. Natürlich gibt es Für und Wider für solche Arbeitspapiere über viele Jahre, aber ich denke, das Risiko wird etwas zwischen Spieler und Klub aufgeteilt. Einerseits kann es passieren, dass der Spieler irgendwann überbezahlt ist, wenn sein Niveau sinkt und er nicht mehr die erwartete Leistung abruft: Anderseits kann ein Management zum späteren Zeitpunkt froh sein, die Unterschrift zu haben, wenn das Gehaltsgefüge steigt und der Spieler weiter performt. Ich hätte da bei Josi und Hischier keine Bedenken, dass es für die Teams gut ausgeht. Josi hat ja auch vor sieben Jahren für jährlich vier Millionen unterschrieben und sein Marktwert lag schon länger deutlich höher. In dem Fall war es rückblickend gut für Nashville.

NJD@MTL: Hischier nutzt die Chance gegen Kinkaid

Einen Vertrag unterschrieben hat auch wieder Luca Sbisa. Er hatte etwas Pech, dass er letztes Jahr bei den New York Islanders wenig zum Zug kam und sich nicht zeigen konnte. Trotzdem haben die Anaheim Ducks angebissen, doch kurios war schon, dass ihn dann die Winnipeg Jets gleich von der Waiver-Liste holten. Statt seinen Shorts musste er dann die Winterjacke in den Koffer einpacken. Für ihn war es aber gut, dass er wieder ein Team gefunden hat und das wichtigste wird sein, dass er sich im Gegensatz zu vorher zeigen kann.
Das gilt auch für Sven Bärtschi, der bei den Vancouver Canucks zurück im Team ist, nachdem er zu Saisonbeginn überraschend ins Farmteam kam. Wahrscheinlich waren sie mit seinen Leistungen nicht zufrieden und wollten ihn etwas anspornen. Er sollte jetzt zeigen, dass er den Vertrag, den er unterschrieben hat, auch wert ist. Allerdings ist das schwierig, wenn er nicht die entsprechende Eiszeit bekommt.
Das Verletzungspech der Colorado Avalanche ist schon immens. Sie müssen sich über Wasser halten bis einige hoffentlich bald wieder zurück sind und das machen sie bislang, abgesehen von einem Durchhänger, sehr gut. Doch das Feld in der Tabelle ist noch sehr eng beisammen und es geht schnell nach unten, wenn man ein paar Spiele verliert. Aber man sieht gerade jetzt, dass ihr Kader wesentlich mehr Tiefe hat als noch im Vorjahr. Das zahlt sich nun aus.