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David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Zwei Jahre später beerbte er den großen Roy nach dessen Rücktritt. Weitere Stationen seiner NHL-Karriere, die 2007 mit seiner Rückkehr in die Schweiz endete, waren die Montreal Canadiens und Phoenix Coyotes. Aebischer absolvierte 214 Spiele in der regulären Saison sowie 13 Playoff-Spiele und verbuchte dabei über 91 Prozent gehaltener Schüsse. Der heutige Torhüter-Trainer und Assistenz-GM beim HC Fribourg-Gotteron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die neueste Ausgabe:
Willkommen in der Saison 2019/20! Nach einem langen, aber auch erholsamen Sommer, hat uns das Eishockey wieder fest in der Hand. Auch die NHL hat den Spielbetrieb Anfang Oktober wieder aufgenommen, so dass schon erste Tendenzen erkennbar sind.
Für mich als ehemaliger Spieler der Mannschaft ist es eine schöne Feststellung, dass die Colorado Avalanche so stark in die Saison gestartet und das punktbeste Team sind. Ich hatte erwartet, dass Colorado in dieser Saison durch die Neuverpflichtungen und der größeren Tiefe im Kader eine gute Rolle spielen wird, doch dass es so gut läuft, kommt für mich auch unerwartet. Ich habe schon ein paar Spiele von ihnen gesehen und sie sind im Sturm unheimlich gut besetzt, offensiv ein Powerhouse, auch das Powerplay war unheimlich produktiv.
Entscheidend wird auf Dauer die Defensive sein. Philipp Grubauer hat noch keine ganze Saison als Nummer 1 gespielt, da wird sicher ein Tief kommen. Die Frage wird dann sein, wie groß und wie lange das der Fall ist. Aber mit Pavel Francouz hat er einen Backup, der in zwei Spielen gezeigt hat, wozu er fähig ist. Sie haben also ein Torhüter-Duo, das die komplette Saison über sehr konstant sein kann. Das ist sicher von Vorteil.

COL@STL: Grubauer rettet gegen Blais

Eine große Überraschung sind die Buffalo Sabres, die mit Ralph Krueger hinter der Bande phänomenal aus den Startlöchern gekommen sind. Niemand hätte das gedacht, dass sie schon am Anfang so viele Punkte holen werden. Ich würde Krueger nicht als einzigen Faktor für diesen Erfolg sehen, doch anscheinend versteht er es endlich, das herauszuholen, was diese Organisation an Potenzial hat. Die Torhüterleistungen sind gut, aber es ist erstaunlich, wie kompakt die gesamte Mannschaft spielt. Krueger hat hier frischen Wind hereingebracht und das macht sie erfolgreich.
Ich hatte Krueger fast zehn Jahre lang als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft kennengelernt. Er ist ein sehr, sehr guter Kommunikator und das zeichnet ihn aus. Und er ist unheimlich facettenreich und man hat bei seinem Engagement im Fußball in Southampton gesehen, dass er nicht nur im Eishockey erfolgreich sein kann.
Trotz der getätigten Neuverpflichtungen und dem Nummer-1-Draft Jack Hughes läuft es bei den New Jersey Devils nicht rund. Es war klar, dass sie zu den Mannschaften gehören würden, die bis zum Ende werden kämpfen müssen, wenn sie die Stanley Cup Playoffs erreichen wollen. Der Start war sicher suboptimal und sie konnten bisher keine zwei oder drei Siege hintereinander einfahren und nachhaltig punkten.
Schön ist es für Nico Hischier, dass er frühzeitig bei den Devils langfristig verlängern konnte. Das hat er sich mit seinen Leistungen, die er gebracht hat, redlich verdient. Durch den Vertrag sieht man auch das Vertrauen, das New Jersey in ihn hat. Sie haben also noch Großes vor mit ihm.
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Erfreulich fand ich, dass Gaetan Haas zu Saisonbeginn im Kader der Edmonton Oilers stand und auch einige Spiele absolvieren durfte, ehe er diese Woche ins Farmteam geschickt wurde. Für ihn war es sicher ein Erfolgserlebnis in der NHL zu spielen. Man hat gemerkt, dass vielleicht doch noch etwas fehlt, aber nicht viel und das kann er jetzt mit entsprechender Eiszeit im Farmteam in Bakersfield aufholen und dann gestärkt zurückkommen.
Natürlich sind die Oilers gut in die Saison gestartet, aber der Trainer war bei Haas vielleicht der Meinung, dass er für die Umstellung von Europa nach Nordamerika, vor allem mit der kleineren Eisfläche und dem schnelleren Spiel, etwas mehr Eingewöhnungszeit braucht. Auch hier gilt die Devise manchmal einen Schritt zurück zu gehen, um danach weiter nach vorne zu kommen und das sollte er jetzt mit dem Aufenthalt in der AHL angehen.

gaetan haas

Die Tampa Bay Lightning werden auch in dieser Saison als großer Favorit gehandelt, doch sie sind etwas verhalten gestartet. Vielleicht halten sie sich etwas zurück, um nicht wieder vorne weg zu marschieren und damit ihnen in den Playoffs nicht die Puste ausgeht. Ich rechne aber fest damit, dass die Lightning in Kürze ihre Form wiederfinden und sicher in der Eastern Conference oben mitspielen werden.
Mein Favorit vor der Saison waren die Nashville Predators und ich denke, obwohl sie derzeit noch zu inkonstante Ergebnisse einfahren, dass sie ebenfalls mittelfristig in der Western Conference erneut oben stehen werden. Bei dem, was ich von ihnen bisher gesehen habe, waren sie sehr strukturiert und organisiert, aber die Ausbeute hat noch nicht gestimmt. Doch die Spielveranlagung sieht gut aus und wenn sie in den nächsten Wochen daran anknüpfen können, dann werden auch die Punkte mehr und mehr eingefahren. Von daher halte ich an meiner Meinung fest, dass sie ein Favorit für den Stanley Cup sind.