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David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Zwei Jahre später beerbte er den großen Roy nach dessen Rücktritt. Weitere Stationen seiner NHL-Karriere, die 2007 mit seiner Rückkehr in die Schweiz endete, waren die Montreal Canadiens und Phoenix Coyotes. Aebischer absolvierte 214 Spiele in der regulären Saison sowie 13 Playoff-Spiele und verbuchte dabei über 91 Prozent gehaltener Schüsse. Der heutige Torhüter-Trainer und Assistenz-GM beim HC Fribourg-Gotteron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die neueste Ausgabe:
Bei der Junioren-WM hat die Schweizer Mannschaft ihr Ziel erreicht und ist in das Viertelfinale eingezogen. Nicht mehr und auch nicht weniger. Es kommt dann auf ein Spiel an und gegen Russland hatten sie nicht ihren besten Tag erwischt, den sie sicher gebraucht hätten, um den Sieg einzufahren. Der Gegner war einfach spielerisch besser als unsere Mannschaft. So war es ein frühes Aus.
Kanada wurde am Ende verdient Weltmeister in einem packenden Finale, obwohl sie in der Vorrunde noch 0:6 gegen Russland verloren hatten. Vielleicht war dieses Spiel der entscheidende Weckruf für sie, so dass sie besser zueinander gefunden haben und am Ende im wichtigsten Spiel, dem Finale, den Tick besser waren.

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Ein Trend, der auch bei der A-WM zu sehen ist, hat sich im Juniorenbereich fortgesetzt. Es gibt keine einfachen Spiele mehr, sondern jeder Sieg muss hart erarbeitet werden, auch von den Top-Nationen. Wenn sie nicht einhundert Prozent konzentriert bei der Sache sind, dann verliert auch mal schnell eine sogenannte große Nation gegen eine kleinere ein Spiel. Aber am Schluss, wie man sieht, gewinnen weiterhin die gleichen Nationen. Deswegen fehlt immer noch etwas, dass die kleineren Nationen öfter bei den Medaillen mitreden können.
Die kommende A-WM in der Schweiz ist schon jetzt ein großes Thema hier. Sie ist etwas sehr Spezielles für das Gastgeberland. Der Druck ist für die Spieler und Verantwortlichen der Schweiz etwas höher, denn die Erwartungshaltung ist nach den zwei gewonnenen Silbermedaillen der vergangenen paar Jahre hoch. Die Vorfreude ist auf jeden Fall sehr groß.
Derzeit sieht es so aus, als ob die Schweiz eine sehr starke und konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen kann, nachdem zum jetzigen Stand nur Jonas Siegenthaler mit den Washington Capitals, Nino Niederreiter mit den Carolina Hurricanes, Gaetan Hass mit den Edmonton Oilers, Denis Malgin mit den Florida Panthers und Dean Kukan mit den Columbus Blue Jackets in den Stanley Cup Playoffs dabei sein würden.
Für die Nationalmannschaft wäre es gut, aber die Spieler wollen sicher in die Playoffs und ich denke Timo Meier mit den San Jose Sharks, Luca Sbisa mit den Winnipeg Jets sowie Roman Josi und Yannick Weber mit den Nashville Predators sollte man noch nicht abschreiben.

SJS@ARI: Meier schließt tolle Aktion mit einem Tor ab

Ich finde sehr überraschend, was in Nashville passiert, wenngleich sie nur sechs Punkte Rückstand und die wenigsten Spiele im Westen absolviert haben. Von daher ist noch alles drin, doch sie müssen in den letzten 35 Spielen schon ordentlich punkten und dürfen sich kaum mehr Schwächen erlauben. Der Druck wird dann auch immer größer.
Überrascht haben mich die vielen Trainerwechsel. In Nashville oder San Jose hat es noch keine Früchte getragen. Aber dass die Vegas Golden Knights vergangene Woche Gerard Gallant entlassen haben, war überhaupt nicht abzusehen. Eineinhalb Wochen vorher wurde er noch zum All-Star Game Trainer berufen, weil sein Team die beste Bilanz der Pacific Division erreichte und ein paar Spiele später ist er seinen Job los, zumal Vegas voll im Rennen um die Playoffs ist. Aber wieder schwierig von außen zu sagen, was die wirklichen Gründe dafür waren.
Ein Phänomen sind für mich die St. Louis Blues. Sie sind sicher eine stark besetzte Mannschaft mit herausragenden Spielern, aber dass sie nach den schwierigen Playoffs und den Feierlichkeiten im Sommer trotz der Verletzung von Vladimir Tarasenko ganz vorne mitspielen, war für mich nicht zu erwarten. Sie verfügen weiterhin über großes Selbstvertrauen, was sie in jedem Spiel zur Schau stellen. Das zeichnet sie als Mannschaft aus. Mit ihnen ist auf jeden Fall wieder zu rechnen.
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Dahinter stehen die Colorado Avalanche in der Central Division auf zweiter Position. Erstaunlich, dass sie trotz ihres zu erwartendem Durchhänger um den Jahreswechsel immer noch vorne dabei sind. Es war absehbar, dass die Verletzungen, die sie hinnehmen mussten, ihren Tribut verlangen werden. Aber ich denke sie sind auf einem guten Weg das hinter sich zu lassen. Sie haben die nötigen Punkte geholt, um oben zu bleiben und sollten die Qualifikation auch in trockene Tücher bringen. Andererseits ist das Gefüge sowohl im Westen als auch im Osten sehr eng und das führt schnell zu Veränderungen, wenn man in eine Krise gerät.
Wieder stärker scheint Avalanche-Torhüter Philipp Grubauer zu werden, der in seiner Karriere schon immer nach dem Jahreswechsel in seinen Leistungen deutlich zugelegt hat. So wünscht man sich das und es ist natürlich besser als anders herum. Ich denke Colorado hat auf der Torhüter-Position mit ihm und zusammen mit Pavel Francouz ein gutes Duo, das Spiele gewinnen kann. Das ist schon mal eine wichtige Voraussetzung, um weit zu kommen.

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Nicht vorbei kommt man derzeit an Alex Ovechkin. Der Stürmer der Capitals hat acht Tore in den jüngsten drei Spielen geschossen und sich im Rennen um die Maurice Richard Trophy für den besten Torschützen in dieser Saison eindrucksvoll zurückgemeldet. Es scheint eine zusätzliche Motivation für ihn zu sein, dass er die 700 Tore in seiner Karriere vor Augen hat und zuletzt in der ewigen Torschützenliste Zug um Zug bis auf den neunten Platz klettern konnte.
Nicht gut finde ich, dass er auf das All-Star Game verzichtet, obwohl er von den Fans zum Kapitän der Metropolitan Division gewählt wurde. Dieses Event ist auch dafür da, den Fans etwas zurückzugeben und es ist schade, wenn er dann zurückzieht und nicht antritt, weil er eine Ruhepause braucht. Auch wenn er 34 Jahre und die Saison natürlich strapazierend ist, sollten er am All-Star Game teilnehmen, wenn er gewählt wird.