Oilers and Canes ROund 2 PReview

David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Zwei Jahre später beerbte er den großen Roy nach dessen Rücktritt. Weitere Stationen seiner NHL-Karriere, die 2007 mit seiner Rückkehr in die Schweiz endete, waren die Montreal Canadiens und Phoenix Coyotes. Aebischer absolvierte 214 Spiele in der regulären Saison sowie 13 Playoff-Spiele und verbuchte dabei über 91 Prozent gehaltener Schüsse. Der heutige Torhüter-Trainer und Assistenz-GM beim HC Fribourg-Gottéron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.
Hier die achte Ausgabe 2021/22:

Eine faszinierende und tolle Auftaktrunde der Stanley Cup Playoffs 2022 liegt hinter uns. Der Fan bekam alles geboten, was er sehen will: schnelles und temporeiches Eishockey, harte Checks, fantastische Tore und Saves, Spannung und Verlängerungen, Comebacks in den Spielen und Serien.
Nur die Serie zwischen den Colorado Avalanche und den Nashville Predators ging glatt in vier Spielen über die Bühne. Die anderen Sieger benötigten mindestens sechs Spiele, fünf Mal sogar die volle Distanz. Von den siebten Spielen endeten nur die Edmonton Oilers gegen die Los Angeles Kings mit zwei Toren Unterschied, bei den anderen war es nur ein Tor und zum Abschluss am Sonntag sogar zwei Mal Verlängerung im Spiel 7. Mehr Spannung geht nicht! Es war eine sehr gute, hochstehende erste Runde.

LAK@EDM, Sp7: McDavid trifft per Rückhand

Das ganze Geschehen zeigt aber auch wieder wie eng der Grad zwischen Ausscheiden und Weiterkommen ist. Jeder kleinste Fehler kann entscheidend sein.
Auf der anderen Seite gab es auch viele eindeutige Partien, was man bisher in den Playoffs nicht so kannte. Das führt dazu, dass wir mit im Durchschnitt 6,4 Toren pro Spiel den besten Offensivwert seit 27 Jahren gesehen haben. Die Tendenz ist eindeutig, dass die Tore wieder steigen. Aber das interessante war ja, dass selbst nach einem klaren Sieg, es im nächsten Spiel wieder äußerst knapp zuging oder sogar der Gegner gewann. Es ging nicht nur in den Spielen hin und her, sondern auch in den Serien. Es hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht zuzuschauen und ich freue mich auf mehr NHL Playoffs.
Aber neben den klaren Siegen gab es eben auch einige Comebacks in den Spielen, was für die Playoffs eher ungewöhnlich ist. Dort werden normal Führungen sehr vehement verteidigt, indem defensiv sehr kompakt aufgetreten wird. Das macht es normal schwierig zurückzukommen. Ich glaube das wird in der nächsten Runde zunehmend schwieriger werden.

TBL@TOR, Sp7: Paul bezwingt Campbell zur Führung

Tragisch, was den Toronto Maple Leafs erneut passiert ist. Wieder eine Serie mit 3:2 geführt und doch ausgeschieden. Es scheint ein Kopfproblem zu sein. In den kanadischen Medien war immer wieder die Frage zu hören, ob das jetzt das Jahr der Leafs werden würde oder sie wieder versagen würden. Das spielt meiner Meinung nach schon eine Rolle, aber man muss auch Tampa zugestehen, dass sie eine sehr erfahrene Mannschaft sind, die genau weiß, wie sie mit diesen Situationen umgehen muss. Sie haben sich durchgesetzt, auch wenn es hier genauso eine knappe Kiste war.
In der zweiten Runde sind fast ausschließlich Teams dabei, die eine sehr schlagkräftige Offensive haben. Tore muss man schießen, um zu gewinnen, aber am Ende wird wieder die Defensive es sein, die Meisterschaften gewinnt. Letztendlich wird ein gutes Gleichgewicht zwischen Offensive und Defensive gefordert sein und wir werden sehen, wer das am besten hinbekommt.
Mit Florida gegen Tampa und Calgary gegen Edmonton gibt es zwei regionale Duelle aus einem Bundesstaat bzw. einer Provinz. Hier werden die Fans besonders elektrisiert sein, was sich auf die Spieler auswirken wird. Die Emotionalität wird noch einen Zacken höher sein, was Hochspannung verspricht.
Wenn ich von Offensive und Defensive geschrieben habe, dann sollten natürlich noch die Torhüter zur Sprache kommen. Gerade jetzt wird sich zeigen, wer einen starken Rückhalt hat. Ich möchte ungern eine Rangliste aufstellen, aber ich sehe hier einen Vorteil bei Tampa, die mit Andrei Vasilevskiy den wohl erfahrensten Torhüter haben. Die Torhüterleistungen waren trotz der vielen Tore in der ersten Runde großartig und ich freue mich das Ganze zu beobachten. Bei Leuten wie Igor Shesterkin muss man abwarten, ob er weiterhin auf dem Niveau bleiben wird. Für Colorado ist sicher gut, dass Darcy Kuemper nach dem Unglück mit dem gegnerischen Stock, der durch seine Maske ging, zurückkehren kann. Aber auch er ist nicht so erfahren in den Playoffs.

PIT@NYR, Sp2: Shesterkin mit 39 Saves in Spiel 2

Zum Schluss hoffe ich natürlich, dass Nino Niederreiter als unser letzter Vertreter der Schweiz mit den Carolina Hurricanes gegen die New York Rangers eine Runde weiterkommt, wenngleich ich es als eine sehr schwere Aufgabe einschätze und die Vorteile eher bei den Rangers sehe. Schade, dass jetzt schon nur noch ein Schweizer dabei ist, aber wir drücken ihm natürlich jetzt umso mehr die Daumen.