Radulov508

"Im Moment ist das einfach nur ätzend, da muss man nicht mehr dazu sagen", so einfach fiel das Fazit von Jamie Benn, dem Kapitän der Dallas Stars, am Dienstag aus. Kurz zuvor hatte sein Team das siebte Spiel der Stanley Cup Playoff-Zweitrundenserie in der Western Conference gegen die St. Louis Blues mit 2:1 in der zweiten Verlängerung verloren. Für die Stars geht es nach der Enttäuschung im Enterprise Center der Blues in die Sommerpause.

"Das erste Wort, das mir einfällt, ist frustrierend", war die Reaktion von Torwart Ben Bishop. "Es ist frustrierend in der Verlängerung zu verlieren, besonders in einer Partie, die über das Saisonende entscheidet. Das ist gerade nur frustrierend. Wenn man weiß, man hat nicht mehr die Chance morgen aufzuwachen und zu trainieren, oder über das nächste Spiel nachzudenken, ist das ernüchternd."
Bishop zeigte in dem Duell wieder einmal, warum er eine der Schlüsselfiguren der Stars war, die überhaupt die Teilnahme an der zweiten Runde und dieses Spiel 7 ermöglicht hatten. Er war die gesamten Playoffs über schlichtweg genial und führte die Texaner mit einer Fangquote von 93,3 Prozent und einem Durchschnitt von 2,22 Gegentoren pro Spiel durch 13 Playoff-Begegnungen.

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"Wir haben in der Verlängerung ganz gut gespielt, wir hatten unsere Chancen, konnten aber kein Tor erzielen", haderte Benn mit der Ausbeute und lobte ausdrücklich Bishops Leistung. "Ein unglaubliches Spiel von ihm. Leider konnten wir nicht für ihn treffen."
Die Leistung des Schlussmanns verdient tatsächlich die Bezeichnung unglaublich, zeigt aber auch, warum die Stars ausgeschieden sind. Bishop lieferte 52 Saves, konnte aber das 2:1 von Pat Maroon in der 86. Minute nicht verhindern. Im zweiten und dritten Drittel ließen die Stars 31 Schüsse zu, einen mehr als die Blues in dem gesamten Spiel inklusive Verlängerungen. Zusätzlich blockten die Stars sogar noch 30 Versuche der Blues. Die Stars hatten schlicht zu wenig Spielanteile und die Blues konnten über weite Strecken mit dem Puck machen, was sie wollten. Das war nicht die Spielweise der mit 200 Gegentoren besten Defensive der regulären Saison und irgendwann ist selbst Bishop mit seinem Latein am Ende.

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Gegen die Blues waren die Stars die gesamte Serie über teilweise die bestimmende Mannschaft, wie die drei Siege zeigen, brachen aber oft ein und lieferten keine konstante Leistung ab. In diesen Phasen waren sie passiv und ließen dem Gegner zu viel Raum im Aufbau, die Folge war ein Hagel von Pucks auf Bishop.
Auf der anderen Seite der Eisfläche ließen sie eine Qualität vermissen, die sie in der Runde zuvor bereits entdeckt hatten. Gegen den ersten Gegner in den Playoffs, die Nashville Predators, waren die Stars klarer Außenseiter und nach drei Spielen lagen sie auch 2:1 zurück, wie später gegen die Blues. Im vierten und fünften Spiel fanden sie jedoch ein Erfolgsrezept im Angriff, trafen je fünf Mal und besiegten die Predators am Ende mit 4:2-Siegen. Es schien, als würde die Offensive ins Rollen kommen, doch darauf konnten die Stars in den weiteren Spielen nicht aufbauen.
Trotz der Fehler und der verständlichen Frustration, muss man betonen, dass die Saison und die Playoffs ein Erfolg für die Stars waren und ihre Fans allen Grund haben, sich auf die kommende Saison zu freuen. Die Stars erreichten erst zum dritten Mal in den vergangen elf Jahren die Playoffs und waren seit 2008 nicht mehr näher an einem Conference Finale. Damals unterlagen sie in diesem den Detroit Red Wings. Die Defensive funktioniert, mit Bishop und Anton Khudobin haben die Stars ein extrem starkes Torhüter-Duo, und in der Offensive ist viel Potenzial vorhanden.
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"Ich habe allen Spielern gesagt, wie dankbar ich für ihren Einsatz bin, wie stolz ich darauf bin, wie wir als Team zusammengewachsen sind und wie sehr sie sich alle aufgeopfert haben", betonte Montgomery die positive Leistung und Entwicklung der Mannschaft.
Der Verlauf der regulären Saison und der Kader zeigen eine klare Tendenz nach oben. Trainer Jim Montgomery integrierte erfolgreich mehrere junge Spieler, die den Stars noch über Jahre Freude bereiten können. Bestes Beispiel hierfür ist der Verteidiger Miro Heiskanen. Der 19-jährige Finne war mit 33 Punkten (12 Tore, 21 Assists) der zwölftbeste Rookie der Liga und der zweitbeste Verteidiger unter den Neulingen, hinter Ausnahmetalent Rasmus Dahlin (9 Tore, 35 Assists).
In der Offensive überzeugte das Duo Roope Hintz und Jason Dickinson, die in den Playoffs gemeinsam für acht Tore und 14 Punkte verantwortlich waren. Hintz ist 22 Jahre alt, Dickinson 23 und beide erlebten ihre ersten Playoffs.
"Im Moment spielen viele Spieler mit üblen Verletzungen. Als Trainer muss man einfach schätzen, wie viel sie gegeben haben, um ein Dallas Star zu sein und uns in den Playoffs zu helfen", lobte Montgomery die angeschlagenen Akteure. "Ich weiß, dass uns zum All-Star-Spiel noch viele abgeschrieben hatten. Daran sind wir gewachsen und haben eine Menge Widrigkeiten überwunden. Es gibt viele positive Dinge und ich denke, dass wir nächste Saison eine wirklich gute Ausgangsposition haben."
Während sich die Spieler entweder in die Sommerpause verabschieden oder zur WM in die Slowakei reisen, wartet auf General Manager Jim Nill einige Arbeit, um das Fundament für eine erfolgreiche Saison 2019/20 zu legen. Die Verträge der erfahrenen Kernspieler und Anführer Jason Spezza, Ben Lovejoy und Roman Polak laufen aus. Sie können genau wie Neuzugang Mats Zuccarello zu Unrestricted Free Agents werden. Die Stürmer Dickinson und Mattias Janmark, sowie Verteidiger Esa Lindell und Julius Honka könnten Restricted Free Agents werden. Nill hat im Sommer also zahlreiche Stunden an Vertragsverhandlungen vor sich, um einige Kernstücke des Teams in Dallas zu halten. Sollte das gelingen, dürfen sich die Mannschaften der Central Division warm anziehen.