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Für viele Fans und Beobachter war er eindeutig der große Schwachpunkt in Spiel Fünf. Torhüter Craig Anderson wurde vielfach als Hauptverlierer in einer in Gänze nicht voll auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit befindlichen Mannschaft der Ottawa Senators beim bitteren 0:7 in der PPG Paints Arena zu Pittsburgh angesehen. Andersons kassierte vier schnelle Gegentreffer bevor sein Arbeitstag dann auch bereits vorzeitig endete.

Und für viele Beobachter schien sein Auftreten in Spiel Sechs der Eastern Conference Final-Serie zwischen den Ottawa Senators und den Pittsburgh Penguins in der kanadischen Hauptstadt am Abend der kritische Faktor der Begegnung zu sein. Und wenn man nun im Rückblick des gestrigen 2:1-Heimsieges der 'Sens' ein Fazit ziehen soll, dann kann dieses wohl nur lauten, dass der Goalie diese Herausforderung tatsächlich mit großer Bravour gemeistert hat.
Anderson war der Matchwinner des Abends, reagierte eindrucksvoll auf die massive Kritik der letzten Tage und konnte unglaubliche 45 von 46 Schüssen auf seinen Kasten abwehren. Respekt!
Damit steht das Eastern Conference-Finale zwischen den Kanadiern und dem Titelverteidiger des Jahres 2016 aus der Stahlstadt nun tatsächlich 3:3 unentschieden und zieht nun für ein alles entscheidendes siebtes Spiel am Donnerstag noch einmal nach Pittsburgh.

Der Außenseiter aus Ottawa erhält damit auch tatsächlich noch einmal eine realistische Chance auf die Teilnahme am Stanley Cup-Finale 2017 gegen die Nashville Predators, welche sich als Western Conference-Champion in ihrer Serie gegen die Anaheim Ducks ja am Montag bereits mit 4:2 in der Serie durchgesetzt hatten.
Neben den 45 Rettungstaten von Anderson, davon übrigens stolze 22 in Mitteldrittel, profitierten die Senators bei ihrem Pflichtsieg natürlich auch entscheidend von den beiden Treffern von Bobby Ryan und Mike Hoffman.
Eine statistische Besonderheit ist übrigens, dass Ottawa damit erst das fünfte Team in der Expansion Ära der NHL (ab 1067-68) wurde, welchem es gelang nach einer deftigen Niederlage mit mindestens sieben Gegentoren in einem Spiel in denen ihnen das Ausscheiden drohte, noch einmal erfolgreich in die Serie zurückzukommen und das vorzeitige Aus zu vermeiden. Zuletzt gelang das den Calgary Flames im Jahre 1990, als diese im Division Halbfinale in Spiel Fünf, als diesen zuvor eine 12:4-Packung in Los Angeles gegen die Kings unterlaufen war. Lange ist es her.
Anderson verbesserte sich persönlich durch diesen Heimsieg in den Playoffs auf eine Statistik von immerhin 5:2, wenn er in einem KO-Spiel einmal mit mindestens 45 Saves aufwarten musste, sein Team also kräftig in die Defensive gedrängt wurde. Ein stolzer Wert.
Es war am gestrigen Abend sein 21. Playoff-Erfolg in seiner Karriere. Damit schloss er zu Senators-Legende Patrick Lalime auf, der mit ebenfalls 21 Siegen in der KO-Phase bisher den alleinigen Franchise-Rekord bei den Senators hielt.
Und Anderson hat nun auch noch die Chance diesen Wert weiter in die Höhe zu schrauben. Dazu benötigt er, zusammen mit seinen Jungs, allerdings zwingend einen Sieg in Pennsylvania, wenn ihm dieses noch in diesem Jahr gelingen soll.
Erfreulich aus Sicht der Gastgeber am Abend aber natürlich auch die Tatsache, dass Erik Karlsson nicht nur wieder erfolgreich mitwirken konnte beim Heimspiel nach der deftigen Pleite von Pittsburgh, sondern auch, dass er seinen 14. Assist der diesjährigen Playoffs beisteuern konnte. Hierzu benötigte er bisher nur 18 Spiele. Ein toller Wert für einen Defensivspezialisten. Damit näherte er sich weiter dem Franchise-Rekord für die Senators n einem Playoff-Jahr, welcher bisher bei 15 liegt und gemeinsam von Dany Heatley und Jason Spezza gehalten wird. Zehn Jahre ist diese Bestmarke nun immerhin auch schon alt.
Die nächste Chance diesen Wert zu erreichen, oder sogar zu verbessern, ergibt sich für Karlsson nun ja auch bereits am Donnerstag, wenn der Teilnehmer eines Stanley Cup-Finales in einem siebten Spiel ermittelt werden wird.
Das Jahr 2017 ist übrigens bereits das vierte in Serie in denen zumindest ein Teilnehmer des großen Endspiels über eine Serie mit sieben Begegnungen ermittelt werden muss. Ein weiterer Beweis für die enorme Ausgeglichenheit der Liga. Eine Ausgeglichenheit wie man sie sich zum Beispiel in der bundesdeutschen Fußball-Bundesliga aktuell wohl nur noch wünschen kann.

Logisch auch, dass die Vertreter der Ottawa Senators nach dem 2:1 vom Abend extrem zufrieden und erleichtert waren, als sie das Heimspiel mit einer entsprechend positiven Reaktion und dem passenden Ergebnis beenden konnten.
So gab sich Trainer Guy Boucher optimistisch: "Die Jungs sind eben Kämpfer. Das sagen wir ja schon das ganze Jahr. Sie geben nicht auf. Und genau deshalb sind wir immer noch im Rennen."
Und auch mit Blick auf die Leistung seines Torhüters strahlte er: "Auch er hat das ganze Jahr über schon bewiesen, was er für einen tollen Charakter hat. Er hat uns viele Spiele zuvor schon mit großartigen Leistungen gewonnen. Das ist nicht neu für uns. Die Jungs vertrauen sich maximal."
Auch Anderson gab sich vermeintlich unbeeindruckt von den Geschehnissen in Pittsburgh im Spiel zuvor. "Was passiert ist, das kann man ja nicht mehr ändern. Und dann muss man sich nach so einem negativen Erlebnis eben auf die nächste Aufgabe fokussieren. Schon in dem Moment wenn man die Halle verlässt muss man umschalten, das Geschehene abhaken."
Eine Kerbe in die auch Bobby Ryan nach dem Spiel Sechs gegenüber den Medienvertretern auf der Pressekonferenz schlug. "Die Leistung unseres Torhüters war einfach bemerkenswert heute." Und mit Bezug auf die Tastsache, dass auch die Torflaute im Powerplay seines Teams heute zum richtigen Zeitpunkt beendet werden konnte strahlte er: "Das war ja gegen die New York Rangers auch schon so ähnlich. Manchmal versteht man diese Dinge einfach nicht. Da kann man die Aufzeichnungen studieren wie man will. Und wenn dann der erste Treffer endlich wieder gelingt, dann hofft man natürlich darauf aufbauen zu können. Ist doch klar."
Bereits am Donnerstag können Ryan und Anderson nun bewiesen, dass ihre positiven Erkenntnisse aus der Nacht tatsächlich auch von dauerhafter Natur sein können. Und in Pittsburgh haben die Senators in dieser Serie ja tatsächlich auch schon gewonnen, aller plötzlichen Verunsicherung durch das überaus klare 0:7 aus dieser Woche zum Trotz.