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Mit doppelt so vielen Torschüssen wie der Gegner, nämlich 32 zu 16 gingen die Colorado Avalanche gegen die St. Louis Blues in Spiel 1 der Stanley Cup First Round in die zweite Pause. Der zuvor guten Stimmung unter den zugelassenen 7.741 Zuschauern im weiten Rund der Ball Arena hatte Jordan Kyrou in der 37. Minute einen Dämpfer verpasst, als er einen Gegenzug der Blues mit dem 1:1-Ausgleich abschloss. In den folgenden zwei Minuten schien es, dass die Gäste dem Spiel habhaft werden könnten. Doch Avalanche-Torhüter Philipp Grubauer, der beim Gegentor, einem Direktschuss, machtlos war, hielt sich im weiteren Verlauf schadlos und seine Farben somit im Spiel.

Die Analysten im Fernsehen diskutierten in der Pause, warum die Begegnung plötzlich nur Unentschieden stand, obwohl die Avalanche über weite Strecken nicht nur optisch überlegen waren, mit ihren Torchancen aber zu fahrlässig umgingen. St. Louis Torhüter Jordan Binnington erwies sich bis auf beim Führungstor von Cale Makar in der 16. Minute im Powerplay unüberwindbar.
Die Blues hatten es über 40 Minuten zwar nicht geschafft, Colorados Offensive zu auszuschalten, doch für den Topscorer der Avalanche Nathan MacKinnon war es angesichts der Tatsache von wenig sich ihm bietenden Raum schwer, sein Spiel und damit auch seine Gefährlichkeit entsprechend zu entfalten. Im kommenden dritten Drittel würde gerade seine Führung gebraucht werden, um die Partie zu einem guten Ende für Colorado zu führen, so die einhellige Meinung der Experten im TV-Studio.

STL@COL, Sp1: MacKinnon bezwingt Binnington hoch

Und wie schnell er sie zur Schau trug, als der Puck im Anschluss wieder fiel. Die Reihenkollegen Mikko Rantanen und Gabriel Landeskog trugen die Scheibe in die gegnerische Zone bis hinter das gegnerische Gehäuse und MacKinnon bezog davor Position, wurde von Rantanen angespielt und versenkte das Spielgerät nach 30 Sekunden mit einem satten Schuss zum 2:1 hoch im Netz. Die zuvor etwas gelittene Euphorie der Fans kehrte prompt zurück.
"Ich meine Nate ist Nate und wir kennen und wissen, was er leisten kann und genau das brauchen wir von ihm", lobte Landeskog seinen Kollegen. "Er weiß, wo das Tor steht und hat einen harten, platzierten Schuss."
Landeskog selbst sorgte für das 3:1 in der 49. Minute, als er MacKinnons Schuss vom Punkt unter Binningtons Handschuh abfälschte. MacKinnon traf 40 Sekunden vor Schluss ins leere Tor zum 4:1-Endstand.

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"Ein fantastisches drittes Drittel", sagte Avalanche-Trainer Jared Bednar über die Top-Reihe mit Landeskog, MacKinnon und Rantanen, die zusammen auf acht Punkte (drei Tore, fünf Assists) kamen. "Sie haben überall auf dem Eis große Spielzüge gemacht, sowohl am offensiven als auch am defensiven Ende. Sie hatten einen enormen Einfluss auf das Spiel."
Grubauer wehrte insgesamt 22 Torschüsse von St. Louis für Colorado ab. Gerade in der Phase, als das Spiel zu kippen drohte, war der Rosenheimer zur Stelle und gab sich keine Blöße mehr.
"Für uns geht es um Siege und Niederlagen, und das ist es, worauf es ankommt", betonte Landeskog. "Ich bin froh, dass ich meinen Beitrag leisten konnte. Ich denke, wir haben als Team ein starkes Spiel gemacht. Ein paar Mal, im zweiten Drittel, gegen Ende des Spiels, sind wir irgendwie von unserem Spiel abgekommen. Ich denke, das dritte Drittel war insgesamt sehr gut. Jeder hat sich eingebracht. Jeder hat gut gespielt."
Der schwedische Kapitän der Avalanche ging mit bestem Beispiel voran und lieferte sich im ersten Drittel sogar einen Faustkampf mit Brayden Schenn, nachdem dieser einen in seinen Augen unfairen Check gegen Rantanen gesetzt hatte. Durch sein Tor und zwei Assists gelang ihm ein legendärer Gordie-Howe-Hattrick. "Ich wollte für meine Teamkameraden ein Zeichen setzen", machte Landeskog klar. "Gerade in den ersten zehn Minuten lief es noch nicht so rund bei uns und das hat auch das Publikum aufgerüttelt."

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Dass es durchaus physisch in der Serie weitergehen kann, zeigte sich in den letzten Sekunden und nach der Sirene als noch ein paar Nicklichkeiten ausgetauscht wurden. Während der Begegnung haben die Avalanche gezeigt, dass sie die gefürchtete Physis der Blues mit viel Bewegung und Flexibilität im Spiel austricksen können. St. Louis beendete die Partie mit 21 Checks, weil ihnen teilweise der Zugriff auf die agilen Stürmer der Avalanche fehlte.
"Es ist hart, wir werden besser werden", sagte Blues-Trainer Craig Berube. "Wir müssen den Puck besser verwalten. Unsere Ausführung war heute Abend nicht gut mit dem Puck. Auf der defensiven Seite haben wir es ihnen zu leicht gemacht, aus ihrer Zone herauszukommen und Gegenzüge mit Überzahl gegen uns zu erzeugen."
Trotzdem müssen die Avalanche ihre Möglichkeiten besser verwerten. Binnington wurde warmgeschossen und hatte am Ende 46 Saves stehen.
"Wir glauben an das, was wir tun, und wir sind auch schon früher in diesem Jahr auf heiße Goalies gestoßen", meinte Landeskog. "Für uns heißt es, einen Weg zu finden. Wir schießen den Puck weiter. Er wird nicht reingehen, weil man zu viele Pässe spielt oder nach dem perfekten Spielzug sucht. Man muss den Puck immer wieder aufs Tor bringen, und ich denke, das haben wir gut gemacht. Wir wurden im dritten Drittel belohnt."