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Ab dem 1. August nimmt NHL.com/de mit seiner 31 in 31 Serie jedes Team genauer unter die Lupe. Von den wichtigsten Geschehnissen und Spielern bis hin zu Stärken und Schwächen, bieten wir eine umfassende Bestandsaufnahme der Klubs in der Liga.
In dieser Ausgabe geht es um die Calgary Flames.

Eigentlich war alles angerichtet für die Calgary Flames: Das Team mit den talentierten jungen Stürmern um Johnny Gaudreau sicherte sich mit 107 Zählern die Pacific Division und auch die beste Ausgangsposition in der Western Conference. Doch dann kam das jähe Aus in Runde eins gegen die Colorado Avalanche. Enttäuscht schlichen die Flames, die mit großen Hoffnungen in die K.o.-Runde gestartet waren, vom Eis. Doch das große Stühlerücken blieb aus. Und auch auf dem Free-Agent-Markt war General Manager Brad Treliving sehr zurückhaltend.
Jetzt sind die Flames um eine Erfahrung reicher. Und sie sind heiß darauf zu zeigen, dass sie es besser können als in der Runde 18/19.
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Die Schlüsselspieler
Der Kader der Calgary Flames ist nahezu gleich geblieben. So wird die Hauptlast in der Offensive wieder auf der ersten Sturmreihe mit Center Sean Monahan sowie den Außen Johnny Gaudreau und Elias Lindholm liegen. "Johnny Hockey" hatte vergangene Saison 99 Scorerpunkte. Monahan hatte 82, Lindholm 78 Scorerpunkte. Das Trio wird auch in der kommenden Spielzeit die gegnerischen Verteidiger zur Verzweiflung bringen. Und dann ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass Gaudreau zum ersten Mal in seiner NHL-Karriere die Marke von 100 Punkten knackt.
Wenn die Drei mal einen gebrauchten Tag erwischt haben, ist hintendran immer noch die Reihe mit Matthew Tkachuk, Mikael Backlund und Michael Frolik. Allerdings ist Restricted Free Agent Tkachuk noch ohne gültiges Arbeitspapier. General Manager Brad Treliving ist allerdings zuversichtlich, dass der neue Vertrag mit Tkachuk zum Start des Trainingscamps im September unter Dach und Fach ist. Der 21 Jahre alte Stürmer verbuchte in der vergangenen Saison mit 34 Toren, 43 Assists und 77 Punkten in 80 Spielen jeweils eine persönliche Bestleistung.

COL@CGY, Sp1: Tkachuk trifft im PP per Abfälscher

Die Verteidigung wird auch in der Saison 19/20 von Mark Giordano angeführt. Mit plus 39 hatte der Kapitän der Flames nach der regulären Saison den besten Wert in der Plus-/Minus-Statistik aller Flames-Akteure. Mit 17 Toren und 57 Vorlagen leistete er ebenfalls seinen Beitrag in der Offensive. Allerdings ist er mit 35 Jahren auch schon im Herbst seiner Karriere. Sein Vertrag läuft noch über drei Jahre. An der Seite von Giordano als rechter Verteidiger fungiert in der Regel T.J. Brodie. Komplettiert werden die Top Vier der Flames-Verteidiger von Noah Hanifin und Travis Hamonic.
Spannung im Tor
Mike Smith (37) trägt nun das Trikot der Edmonton Oilers. Für ihn holte General Manager vom Rivalen aus Alberta Cam Talbot. Die Hoffnung: Talbot findet zurück zu der Form der Saison 2016/17. Damals verbuchte er 42 Siege mit den Oilers. Oder zeigt Talbot wieder das Gesicht aus der vergangenen Runde? Talbot selbst bezeichnet es als "Ausrutscher in meiner Karriere". In 35 Spielen (32 Starts) holte er nur elf Siege (17 Niederlagen) bei einem Gegentorschnitt von 3,40 und einer Fangquote von unterdurchschnittlichen 89,2 Prozent.
Falls Talbot schwächelt, steht David Rittich bereit. Der 26-Jährige hat in der vergangenen Saison bereits nachhaltig unter Beweis gestellt, dass auf ihn Verlass ist. In 45 Spielen kam er auf 27 Siege und nur neun Niederlagen. In den Playoffs gegen Colorado hatte er noch Mike Smith den Vortritt lassen müssen. Er könnte jetzt seine Chance sehen. Zumal er erst vor Kurzem einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet hat, der ihm pro Jahr 2,75 Millionen Dollar zusichert. Kann Talbot sein Formtief der Vorsaison nicht überwinden, könnte die Stunde von Rittich schlagen.

EDM@ANA: Talbot rettet mit dem Kopf

Sie könnten nachrücken
Juuso Valimaki hat bereits in der vergangenen Saison seine Chance auf NHL-Level bekommen. 24 Spiele machte der 20-Jährige. Ein Tor und zwei Vorlagen verbuchte er da. Und auch zwei Einsätze in den Playoffs (eine Vorlage) kann er schon vorweisen. Jetzt könnte er in eine größere Rolle schlüpfen. Mit den Abgängen von Dalton Prout (San Jose Sharks) und Oscar Fantenberg (Vancouver Canucks) ist für ihn ein Platz im dritten Verteidigerpärchen frei geworden. Er könnte an der Seite von Rasmus Andersson spielen.
Ein Konkurrent um diesen Platz im Roster kann Oliver Kylington werden. Auch der 22-Jährige hat in der vergangenen Runde schon Erfahrungen bei den Flames gesammelt. 38 Spiele bestritt er, traf dreimal und bereitete fünf Tore vor.
Im Angriff scheinen viele Plätze schon vergeben. Sollte aber einer der etatmäßigen Stürmer ins Formtief schlittern oder eine Pause brauchen, dann steht Dillon Dube Gewehr bei Fuß. Der 21-Jährige hat ebenfalls in der Spielzeit 18/19 schon NHL-Eis gesehen. Ein Tor und vier Assists in 25 Spielen im Trikot der Flames stehen für ihn in der Statistik. 15 Tore und 24 Vorlagen in 37 Spielen im Trikot des AHL-Teams Stockton Heat zeigen aber, dass von Dube mehr erwartet werden kann.
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Stärken
Die Flames gehen als eingespielte Truppe in die neue Saison. Einen großen Umbruch im Kader gab es nicht. Die Spieler, die aus ihrer Sicht viel zu früh die Eishockey- gegen die Golfschläger tauschen mussten, sinnen auf Wiedergutmachung. Sie wollen zeigen, dass sie zu mehr bestimmt sind.
Vor allem in der Offensive sollte es keine Probleme geben. 289 Tore waren 2018/19 gemeinsam mit den San Jose Sharks der zweitbeste Wert der NHL. Angeführt von Johnny Gaudreau trafen insgesamt elf Flames-Spieler zweistellig. Da die Reihen eingespielt sind, ist zu erwarten, dass die offensive Produktion in Calgary auch in der Runde 19/20 wieder auf Hochtouren läuft.

CGY@LAK: Gaudreau ins Tordreieck gegen Quick

Entwicklungspotenzial
Klar, viele Bereiche, in denen es noch Luft nach oben gibt, sind bei den Calgary Flames nicht zu finden. Wenn man beim Western Conference Champion überhaupt etwas kritisieren will, dann sind das die Special Teams. 19,3 Prozent betrug die Erfolgsquote im Powerplay in der vergangenen Spielzeit. Das reichte gerade mal für Platz 18 in der NHL. Bei so viel offensiver Power ist definitiv mehr drin.
Und auch im Unterzahlspiel müssen sich die Flames noch steigern, wenn man in den Playoffs länger überleben will als in der abgelaufenen Runde. 79,7 Prozent der Unterzahlsituationen wurden entschärft. Das reichte in der NHL vergangene Saison lediglich zu Platz 21. Head Coach Bill Peters weiß also, wo er ansetzen muss.
Playoff-Chancen
Stand jetzt sind die Calgary Flames ein sicherer Anwärter auf einen der Playoff-Plätze. Doch dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden. Erstens: Die Offensive muss weiter funktionieren und produzieren, wie sie es in der vergangenen Saison tat. Zweitens: Torwart Cam Talbot muss wieder zu alter Form zurückfinden, die ihn vor zwei Jahren zu einem der besten Keeper in der NHL machte. Drittens: Die Flames müssen ohne größere Verletzungen durch die Saison kommen.
Aber auch wenn sie zwischendurchl auf einen oder zwei Leistungsträger verzichten müssen, haben die Calgary Flames genügend Potenzial, um sich wieder für die Endrunde zu qualifizieren. Ob es dann erneut als bestes Team der Western Conference gelingt, ist zweifelhaft. Aber wenn die Fans dafür länger Playoff-Eishockey im Saddledome sehen, als in diesem Frühjahr, haben sie bestimmt auch nichts dagegen.