ARI@COL: Grabner gegen die Latte und rein

Während der regulären Saison 2019/20 bringt NHL.com/de jeden Donnerstag eine Story aus der Rubrik "Breaking the Ice". Darin stellen wir jeweils einen Spieler vor und holen von ihm in fünf abschließenden Fragen seine Meinung zu verschiedenen Themen rund ums Eishockey und auch darüber hinaus ein.

In dieser Folge: Michael Grabner (Arizona Coyotes)
Wenn alles perfekt läuft, erlebt Michael Grabner eine mit mehreren persönlichen Meilensteinen garnierte Saison 2019/20. Den ersten davon erreichte der Angreifer der Arizona Coyotes am Donnerstag im Spiel gegen die Nashville Predators, in dem der Villacher seinen 600. NHL-Einsatz absolvierte. In nicht allzu ferner Zukunft dürfte er auch den Haken hinter einen zweiten Meilenstein setzen. Denn für 100 Assists benötigt er nur noch zwei torbringende Pässe.
Komplizierter stellt sich dagegen die Ausgangslage für potenzielle Jubiläumswerte in Sachen Scorerpunkte und Torerfolge dar. Auf die Marke von 300 Punkten fehlen ihm derzeit 34 Zähler. Um auf 200 Treffer zu kommen, müsste Grabner den Puck in der laufenden Spielzeit weitere 32 Mal einnetzen. Mehr als 30 Tore in einer Saison sind ihm allerdings erst einmal in seiner NHL-Laufbahn gelungen. Das war 2010/11, als er 34 Treffer für die New York Islanders erzielte.
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Den Anfang hat Grabner zumindest gemacht. Bei seinem vierten Auftritt in der aktuellen Runde trug er sich erstmals als Torschütze in den Spielberichtsbogen ein. In der Partie gegen die Colorado Avalanche schlenzte er die Scheibe vom Bullykreis in die Maschen. Über dieses frühe Erfolgserlebnis in der Saison freute er sich ungemein. "Ich lege zwar nicht mehr so viel Wert auf Statistiken, wie noch vor sechs oder sieben Jahren, aber es ist natürlich immer schön, wenn man Tore schießt und Punkte macht. Das gibt Selbstvertrauen für die weiteren Spiele. Von daher bin ich froh, dieses erste Tor zeitig auf den Weg gebracht zu haben", sagte der Kärntner im Gespräch mit NHL.com/de.
Was die Darbietungen in der Anfangsphase der Saison betrifft, stellte der Flügelstürmer seiner Mannschaft ein gutes Zeugnis aus. "Wir haben einen ordentlichen Start hingelegt und dabei so gespielt, wie wir uns das vorgenommen hatten. Was die Punktausbeute betrifft, wäre sicherlich noch etwas mehr drin gewesen. Wir waren fast immer das bessere Team, auch wenn wir ein paar Mal knapp verloren haben. Vor allem in den ersten beiden Spielen haben wir zu wenig Tore geschossen. Das hat mich sehr an die letzte Saison erinnert. Insgesamt gesehen dürfen wir jedoch sehr zufrieden sein mit dem, was wir bisher geboten haben", lautete Grabners Zwischenfazit.
Der 32 Jahre alte Offensivspieler zeigt sich optimistisch, dass es diesmal mit dem langersehnten Einzug in die Stanley Cup Playoffs klappt. Seit 2011/12 standen die Coyotes nicht mehr in der Endrunde. "Vorige Saison haben wir leider zu spät zu unserer Bestform gefunden", bedauerte Grabner. Doch mit dem starken Endspurt deutete die Mannschaft von Trainer Rick Tocchet an, dass sie über Playoff-Potenzial verfügt. "In den ersten Begegnungen haben wir nahtlos an die letzten 20 Spiele der zurückliegenden Hauptrunde angeknüpft. Das ist ein positives Zeichen. Unsere Torleute sind gut drauf, die Defensive steht sicher. Wenn wir jetzt noch vorne öfter treffen, glaube ich, dass wir gute Chancen auf die Playoffs haben", meinte Arizonas Flügelflitzer.

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Fünf Fragen an Michael Grabner:
Läuft dein Sommertraining in Vorbereitung auf eine neue Saison immer ähnlich ab oder setzt du von Jahr zu Jahr gezielt neue Impulse?
Das hängt immer ein wenig von den Plänen ab, die du vom Konditionstrainer deiner Mannschaft mitbekommst. In den letzten zwei, drei Jahren ist das alles ziemlich ähnlich gewesen. Mit zunehmendem Alter verfügst du über eine solide Basis, die du dir mit der Zeit aufgebaut hast. Du besitzt eine gewisse Grundausdauer und Grundkraft, die dir als junger Spieler im Alter von 22 Jahren noch abgeht. Von daher habe ich früher anders trainiert als in den vergangenen Jahren.
Spukt deine schwere Augenverletzung aus der Vorsaison manchmal noch in deinem Kopf herum und beeinflusst sie deine Spielweise?
Ich merke schon noch einen Unterschied zu vorher. Das linke Auge ist einfach nicht mehr so, wie es einmal war. Dass sich das in irgendeiner Weise auf mein Spiel auswirkt, ist aber eher nicht der Fall. Zumindest habe ich deswegen meine Spielweise nicht geändert. Wenn ich aufs Eis gehe, mache ich alles so wie immer. Ich versuche defensiv gut zu sein, hart zu arbeiten und Tore zu schießen. Zurückzustecken oder Zweikämpfe zu vermeiden, würde nicht funktionieren. Dann wäre ich nicht mehr der gleiche Spieler.
Während der Saison seid ihr immer wieder auf längeren Roadtrips unterwegs. Was macht man da in seiner freien Zeit abseits der Eishallen?
Ich bin zwischendurch gerne mal alleine und genieße die Ruhe. Dann lese ich ein Buch, schaue mir einen Film an oder telefoniere mit der Familie. Das bringt einen auf andere Gedanken. Feste Gewohnheiten habe ich während meiner freien Zeit auf einem Roadtrip aber nicht. Das kommt immer darauf an, wie ich mich fühle. Wenn ich abends ausgepowert bin, bleibe ich meist im Hotel und lasse mir was vom Zimmerservice bringen. Ansonsten gehe ich zusammen mit den Jungs essen. Es finden sich immer ein paar Leute, die gemeinsam etwas unternehmen wollen. An den Sonntagen schauen sich derzeit die meisten von uns die Übertragungen der Football-Spiele an. Wie gesagt: Das hängt immer davon ab, zu was man gerade Lust hat.

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Du bist passionierter Uhrensammler. Wie kam es zu diesem besonderen Hobby?
Richtig angefangen hat es während meiner Zeit bei den New York Islanders. Da habe ich eine Uhr gekauft und sie meinen Teamkollegen gezeigt. Mit Mark Streit hatte ich damals einen Mitspieler, der sich als Schweizer ziemlich gut auf diesem Gebiet auskannte. Er hat mir Tipps gegeben. Mit der Zeit sind dann einige Uhren dazugekommen. Darunter befinden sich auch Exemplare, die schwer erhältlich sind, weil sie nur in kleiner Zahl aufgelegt wurden. Da hatte ich Glück. Mir geht es bei den Uhren aber gar nicht so sehr um den Wert. Mich fasziniert eher, wie sie gebaut sind, welche technischen Details sie besitzen und wieviel Arbeit in ihnen steckt. Manchmal fragt man sich, warum die eine Uhr wesentlich teurer ist als die andere. In den letzten Jahren ist es allerdings schwer geworden, spezielle Stücke zu finden.
Eine weitere Freizeitbeschäftigung von dir hat ebenfalls mit Präzision zu tun. Ich meine das Golfspiel. Wie ist dein Handicap im Moment und lebt dein Traum von der Teilnahme am US-Masters in Augusta noch?
Oh je. Das Handicap geht immer auf und ab bei mir. Das liegt daran, dass ich während der Saison nie richtig Zeit zum Golfen habe. Wenn du im Sommer nach zehn Monaten Pause wieder einsteigst, läuft es erst einmal nicht sonderlich berauschend. Es dauert ein Weilchen, bis der Schwung sitzt. Und immer, wenn die Form stimmt, musst du wieder aufhören. Deshalb liegt mein Handicap zu Beginn des Sommers so bei 20 und am Ende des Sommers vielleicht bei 7 oder 8. Im nächsten Jahr geht das Ganze dann von vorne los. Mir macht dieser Sport auf jeden Fall sehr viel Spaß. Jede Situation ist anders und du musst dich vor jedem Schlag neu konzentrieren. Augusta zu spielen, wäre natürlich ein Traum. Ich war schon auf einigen tollen Plätzen unterwegs. Jeder ist auf seine Weise einzigartig und genau das macht den Reiz beim Golfen aus.