VGK@MIN, Sp6: Fiala durch die Schoner im Powerplay

Mit wild vorgetragenem Offensiv-Eishockey ist es kaum möglich in den Stanley Cup Playoffs zu bestehen, jedoch sich gänzlich auf die eigenen Defensivreihen zu verlassen und vorne wird es schon irgendwann mal mit einem Treffer klappen, ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Dass in der Erstrunden-Playoffserie die Vegas Golden Knights und Minnesota Wild keine Torfestivals veranstalten werden, damit durfte gerechnet werden. Im ersten Aufeinandertreffen am Sonntag von vor einer Woche ging das Konzept "Hinten dicht machen, vorne hilft Hoffen" mit einem 1:0-Overtimesieg für die Wild noch auf, doch in den folgenden drei Spielen zogen sie jeweils den Kürzeren, da sie in der Summe nur weitere dreimal Vegas' erfahrenen Schlussmann Marc-Andre Fleury bezwingen konnten (1:3, 2:5, 0:4).
Die Wild standen nach der Shutout-Pleite am vergangenen Samstag kurz vor dem Abgrund. Mit einem Rückstand von 1:3-Siegen in der Serie waren sie in dieser Woche zum Gewinnen verdammt. Die Mannschaft von Trainer Dean Evason riss sich am Riemen und gewann am Montag in der T-Mobile Arena von Las Vegas Spiel 5 mit 4:2-Toren. Auch in der am Mittwoch folgenden Heimpartie behielten sie die Oberhand. 3:0 endete das Match zu Gunsten der Wild, die in der Partie die Ruhe behielten, obwohl ihnen in den ersten zwei Durchgängen bei 14 Schüssen erneut kein Tor gelungen war.
Minnesotas Torwart Cam Talbot, der mit 23 Paraden zum zweiten Mal seinen Kasten sauber hielt und zu seinem sechsten Playoff-Shutout kam, hatte maßgeblichen Anteil am Serien-Gleichstand, wollte seine Leistung aber nicht überbewertet wissen.

"Ich bin nur ein Teil hier, und heute Abend waren 20 Teile da draußen, die ihren Job gemacht haben. Es war einfach unglaublich ihnen zuzusehen und es macht Spaß, hinter ihnen zu spielen", freut sich Talbot.
Neben Talbot verdiente sich Kevin Fiala den Titel "Matchwinner des Abends". Der 24-jährige Linksaußen beendete mit einem Tor und einer Vorlage seine Playoff-Punkteflaute. Es lief die 45. Minute als er bei einem durch Zach Parise eingeleiteten schnellen Gegenangriff die Scheibe ins Drittel der Golden Knights führte und sie im richtigen Moment zu seinem mitgelaufenen Sturmpartner Ryan Hartmann weiterleitete. Der fackelte nicht lange und fand die Lücke zwischen linkem, oberen Toreck und Fleury.
"Es war ein Spiel um Alles oder Nichts. Solche Partien werden häufig durch Fehler entschieden. Es geht darum, wer sich zuerst rührt. Da sind zwei Mannschaften, von denen eine etwas mehr um ihr Leben kämpft als die andere, aber sie spielen beide genauso hart. Sie wollen kein weiteres Spiel bestreiten und wir kämpfen um unser Leben. Wenn man dann seine Chancen bekommt, muss man sie im Tor unterbringen", erklärte der Torschütze.

Talbot mit 23-Save-Shutout, Wild erzwingen Spiel 7

Für die Vorentscheidung in Form des 2:0 sorgte Fiala keine sechs Minuten später selbst. Mit einem Mann mehr auf dem Eis, setzten sich die Wild im Angriffsdrittel fest, ließen den Puck über vier Stationen laufen, ehe als Fünfter im Bunde der St. Gallener seinen Freiraum oberhalb des linken Bullykreises nutzte, um mit einem wuchtigen Schuss unter dem Jubel der 4500 Zuschauer das Netz zappeln zu lassen. Nach 40 Punkten (20 Tore, 20 Assists) in 50 Spielen der regulären Saison ist bei Fiala auch der Knoten in der Postseason geplatzt!
"Wir haben das ganze Jahr zusammengehalten. Es war nicht einfach nach einem 1:3-Rückstand in der Serie gegen sie, zurückzukommen. Ich habe eine Menge Vertrauen in die Jungs, jetzt müssen wir es einfach packen", zeigt sich Fiala hinsichtlich der noch anstehenden Aufgabe kämpferisch.
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Den vollkommenen Abend der Wild komplettierte Nick Bjugstad mit seinem ersten Playofftor, wobei ihm Nico Sturm den Puck perfekt querlegte. Der Augsburger kam wie Fiala, Parise und Verteidiger Jared Spurgeon zu seinem ersten Assist in den Playoffs dieses Jahres.
Nach einem Torschnitt von 1,00 in den ersten vier Partien, schraubten die Wild ihre durchschnittliche Torausbeute auf 1,83. Zudem konnten sie erstmals von einem Überzahlspiel profitieren.
"Unsere Spieler verdienen eine Menge Anerkennung dafür, dass sie einfach an sich und aneinander glauben, und das ist der Schlüssel nicht nur in den Playoffs, es war der Schlüssel vom ersten Tag an mit dieser Gruppe. Sie setzen sich füreinander ein, sie halten zusammen und heute Abend war es nicht anders", hob Wild-Coach Evason, die Arbeitsmoral seiner Mannschaft hervor.
Es hat den Anschein, dass die Offensive der Wild gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen hat, vor dem alles entscheidenden Spiel 7 in Las Vegas am Freitag (9:00 p.m. ET; NBCSN, CBC, SN, TVAS, ATTSN-RM, BSN, NHL.TV; Sa 3:00 Uhr MESZ).