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Als die Washington Capitals dieser Tage das 1:0 und damit den Siegtreffer bei den Ottawa Senators erzielt hatten, merkte man bei der anschließenden Jubelabfolge, dass etwas Historisches geschehen sein musste. Nicht wie normalerweise üblich Torschütze T.J. Oshie führte die Spielerpolonaise zum Abklatschen mit den Mannschaftskameraden auf der Bank an, sondern Vorlagengeber Nicklas Backstrom. Der Grund für diese Ehrerbietung: Es war der 500. Assist in seiner NHL-Laufbahn. Der Center ist der erste Spieler in der Geschichte der Capitals und nach dem legendären Peter Forsberg der zweite Schwede, der diese Schallmauer durchbrochen hat.

Seine Freude darüber drückte er - typisch Schwedisch - eher bescheiden aus. "Ja klar, ich werde dieses Ereignis immer im Gedächtnis behalten. Zumal mir der Assist in einem Spiel gelungen ist, das wir gewonnen haben. Das macht das Ganze natürlich noch schöner", sagte Backstrom nach der Partie den wartenden Journalisten.
Stürmerkollege Alex Ovechkin hatte sich auf dem Eis auf seine Weise bedankt. Er schnappte sich den Puck, putzte ihn und reichte ihn den Team-Betreuern zum Aufbewahren für Backstrom. Dem Jubilar verpasste er dazu noch einen besonders heftigen Klaps auf den Helm. Ovechkin und Backstrom sind längst eine Symbiose eingegangen. Bei fast der Hälfte der Treffer des russischen Superstars während ihrer gemeinsamen Zeit bei den Capitals stand sein schwedischer Angriffspartner Pate. "Er ist ein beeindruckender Spieler und eine große Persönlichkeit. Es freut mich, dass wir nun schon so lange gemeinsam unterwegs sind", sagte Ovechkin über Backstrom.
Der 29-Jährige gilt mit Fug und Recht als einer der besten Zuarbeiter in der nordamerikanischen Profiliga. Im Zeitraum von seinem Debüt 2007 bis heute liegt er mit derzeit 508 Assists auf dem dritten Platz in der NHL-Gesamtwertung. Nur Joe Thornton (San Jose Sharks) und Henrik Sedin (Vancouver Canucks) waren in dieser Zeitspanne erfolgreicher. Unter 30 Vorlagen machte es Backstrom bislang nie. Exakt diesen Wert hatte er in dieser Saison vor der Begegnung der Capitals am Donnerstag bei den St. Louis Blues bereits wieder erreicht. Hinzu kommen in dieser Spielzeit bislang 13 Tore.

Der Januar verlief für Backstrom furios. In den sieben Matches vor dem St.-Louis-Gastspiel punktete er jedes Mal. Beim 5:2 gegen die Pittsburgh Penguins am 11. Januar bekam er gleich vier Zähler gutgeschrieben (ein Tor, drei Vorlagen). Die NHL kürte ihn jüngst ob dieser exzellenten Leistungen zu einem der drei Stars der Woche.
Eigene Meriten sind für Backstrom jedoch nicht das Wesentliche. Er versteht sich als Teamplayer. "Draußen auf dem Eis geht es heute richtig eng zu. Deshalb ist es wichtig, dass es einen gibt, der die Gegner auf sich zieht und gute Pässe spielt. Damit verschafft man seinen Mitspielern mehr Platz und Zeit für erfolgreiche Aktionen. Das sehe ich als eine meiner Hauptaufgaben", sagte er vor kurzem in einem Gespräch mit der Sports Illustrated.
Seine Teamkollegen freuen sich über Backstroms Uneigennützigkeit. "Er hat viele Leute im Laufe der Jahre gut aussehen lassen - in mittlerweile über 500 Fällen sozusagen. Nicklas ist ein fantastischer Spieler", meinte Washingtons Verteidiger Nate Schmidt.
Backstrom zählt nicht zu den schnellsten Skater unter den NHL-Stürmern. Er besticht vielmehr durch seine körperliche Stärke, die Standfestigkeit, und die Fähigkeit zu schnellen Wendungen. Die Kontrahenten hält er sich an der Bande nicht selten mit einem Arm vom Leib.
"Darüber hinaus versuche ich auch in der Defensive mehr Verantwortung zu übernehmen", verriet er der Sports Illustrated. "Grundsätzlich möchte ich kein Spieler sein, der bloß alle heilige Zeit eine gute Leistung abliefert. Ich will lieber fünf ordentliche Spiele am Stück machen als ein überragendes und danach vier schlechte."

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Bei den Capitals weiß man diese professionelle Einstellung zu schätzen. "Er ist ein besonderer Typ. Die Jungs mögen ihn. Es ist enorm, was er für unser Team leistet", lobte Washingtons Coach Barry Trotz. Er hofft, dass Backstrom in der Lage ist, das hohe Niveau bis in die entscheidende Phase der Saison hinein zu bewahren. Denn nur mit einem Duo Backstrom-Ovechkin in Topform - dessen ist sich Trotz bewusst - wird sich der Traum vom erstmaligen Gewinn des Stanley Cups erfüllen. Sollte dieser Fall tatsächlich eintreten, dürfte die Jubelabfolge bei den Capitals endgültig alle Regeln sprengen.