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Arizona Coyotes: Rieder der Dauerbrenner

von Axel Jeroma

Dem Tierlexikon ist zu entnehmen, dass der Präriewolf oder Kojote sich an nahezu jeden Lebensraum anzupassen weiß und im Familienverbund ein gutes Sozialverhalten pflegt. Sein markantes Heulen diene der Revierkennzeichnung, heißt es weiter. Während man bei den ersten beiden Charakteristika durchaus Gemeinsamkeiten zu den eishockeyspielenden Arizona Coyotes herzuleiten vermag, ergeben deren Laute zur Terrain-Abgrenzung dagegen ein diffuses Signal.

In dieser Saison durchstreifen die Coyotes (30-32-7) schon seit geraumer Zeit tabellarisches Niemandsland. Mit 67 Punkten finden sie sich in der Pacific Division auf Rang vier wieder. In der Conference reicht die gegenwärtige Ausbeute für einen Platz im hinteren Mittelfeld. Sieben Zähler beträgt der Rückstand auf den zweiten Wildcard-Platz im Westen, den im Moment die Minnesota Wild einnehmen. Sollten sich die Coyotes doch noch auf Playoff-Gelände niederlassen wollen, müssen sie ihren Jagdeifer in den verbleibenden Spielen spürbar erhöhen.

Ein Anfang ist zumindest gemacht. Zuletzt wilderten die Coyotes zweimal erfolgreich in fremdem Revier. Mit den Siegen bei den Calgary Flames (4-1) und den Edmonton Oilers (4-0) holten sie wertvolle Punkte. Da kümmert es in Glendale, Arizona auch niemand, dass die beiden kanadischen Teams als eher leichte Beute einzustufen sind.

Zu Beginn der Spielzeit zählten drei Deutsche zum weitläufigen Verbund der Coyotes. Ihre Leistungsnachweise fallen so unterschiedlich aus wie die ihrer Mannschaft in der laufenden Hauptrunde. Als Dauerbrenner erwies sich Stürmer Tobias Rieder. Der 23-jährige Landshuter absolvierte bislang alle 69 Begegnungen und erzielte dabei 35 Punkte (12 Tore, 23 Vorlagen). Damit hat der Rechtsaußen seine Bilanz gegenüber dem Vorjahr bereits zum jetzigen Zeitpunkt übertroffen (2014-15: 72 Spiele, 21 Punkte). Wobei sich Rieder voriges Jahr zunächst im Farmteam bei den Portland Pirates in der AHL verdingte. Die Entscheidung, ihn ins NHL-Team hochzuziehen, hat sein Coach Dave Tippet nicht bereut. „Er ist ein cleverer Spieler, der mit Intelligenz und hohem Tempo agiert", sagte er Medienvertretern gegenüber, nachdem die ersten Gehversuche von Erfolg gekrönt waren.

Weniger salbungsvolle Worte machte der Trainer nach der missglückten Premiere von Goalie Niklas Treutle in Arizonas Startsechs am 3. März. Man habe einen jungen Spieler vor eine Aufgabe gestellt, für die er noch nicht bereit war, konstatierte Tippet im Anschluss an das 1-5 gegen die Anaheim Ducks selbstkritisch. 16 Schüsse gaben die Ducks in den ersten 40 Minuten in Richtung Treutle ab. Fünf davon fanden zum Leidwesen des deutschen Schlussmanns ins Ziel. Nach dieser mäßigen Darbietung hatte Tippet ein Einsehen und ließ Treutle nach der zweiten Pause auf der Bank Platz nehmen.

Dabei herrschte allenthalben Zuversicht, als General Manager Don Maloney am 16. Februar den Recall von Treutle in die NHL-Franchise der Coyotes bekanntgab. Bei Arizonas AHL-Filiale, den Springfield Falcons, hatte der 24-Jährige zu diesem Zeitpunkt 26 Spiele absolviert und eine ordentliche Fangquote von 90,9 Prozent vorzuweisen. Daher war auch Coach Tippet guten Mutes: Treutle arbeite hart und habe genug Spiele gemacht, was seinen Einsatz rechtfertige. Für Arizona stand er zuvor lediglich bei einem Kurzeinsatz von 20 Minuten im Tor.

Doch nur zwei Tage nach der bösen 1-5-Klatsche gegen die Ducks setzte bei den Verantwortlichen der Coyotes ein Sinneswandel ein. Sie machten ihre Entscheidung rückgängig und gaben Treutle den Auftrag, sich wieder beim Farmteam in Springfield einzufinden.

Der deutsche Goalie war über seine Start-Premiere selbst enttäuscht. Entmutigen lassen will er sich jedoch nicht, sondern sich mit guten Leistungen bei den Falcons eine erneute Einsatzchance verdienen.

Nicht einmal zum Status eines Saisonarbeiters im Dress der Coyotes hat es der dritte Deutsche, Matthias Plachta, gebracht. Dabei war der Stürmer immerhin als amtierender Landesmeister von den Adler Mannheim zu seinem neuen Dienstherrn nach Übersee gewechselt. Doch solche Vorschusslorbeeren gelten in Nordamerika wenig.

Wie Treutle nahm Plachta zunächst in Springfiel seine Arbeit auf. Dort kam er in 46 Spielen lediglich auf sieben Punkte (zwei Tore, fünf Vorlagen). Zu wenig für höhere Weihen, befand man bei den Coyoties und transferierte den Angreifer nach Pittsburgh. Über das AHL-Farmteam der Penguins in Wilkes-Barre will er sich doch noch für einen Einsatz in der NHL empfehlen. Der Auftakt dort verlief vielversprechend. In seinen fünf Einsätzen gab er drei Torvorlagen und war einmal selbst erfolgreich.

So geht von den ursprünglich drei deutschen Spielern nur Tobias Rieder mit den Coyotes auf Punktejagd. Gegner in den nächsten zwei aufeinanderfolgenden Heimpartien sind die San Jose Sharks und die Tampa Bay Lightning. Sollte am Ende jeweils das Siegesgeheul der Coyotes ertönen, könnte das dann tatsächlich das deutliche Signal für einen Geländegewinn nahe des Playoff-Reviers gewesen sein.

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