Was bedeutet der Bishop-Trade?
Die Tampa Bay Lightning gaben ihren Stammtorwart ab. Glauben sie nicht mehr an eine Playoffteilnahme?
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Es war wie ein Paukenschlag. In der Nacht von Sonntag auf Montag gab die Franchise der Tampa Bay Lightning bekannt, dass sie sich auf einen Spielertausch geeinigt haben - hiervon betroffen Schlussmann Ben Bishop. Es überrascht weniger, dass Lightning General Manager Steve Yzerman sich dazu entschieden hat, seinen langjährigen Stammtorwart plus einem Zugrecht in der fünften Runde des NHL Drafts 2017 abzugeben, sondern dass er mit den Los Angeles Kings einen Tauschpartner fand, der mit dem lange Zeit verletzten, aber wiedergenesenen Jonathan Quick selbst über eine überragende Nummer 1 verfügt. Im Gegenzug erhalten die Lightning von den Kaliforniern Schlussmann Peter Budaj, Verteidiger Erik Cernak und einen Zug in der siebten Runde des NHL Drafts 2017.
Lassen sich durch diesen Trade schon Schlüsse daraus ziehen, dass Tampa seine Ambitionen auf einen Playoffplatz aufgegeben hat? Und welchen Sinn ergibt dieser Spielertausch für die Kings?
Die Lightning liegen in der Eastern Conference bei noch 22 ausstehenden Spielen aktuell sieben Punkte und vier Plätze hinter dem zweiten Wildcardplatz, haben aber auch noch ein Spiel mehr zu absolvieren als die direkt vor ihnen platzierte Konkurrenz. Die Südkalifornier müssen ebenfalls noch um ihre Playoffteilnahme bangen. Sie belegen in der Pacific Division Platz 4 und der dritte Rang scheint mit zehn Punkten Rückstand unerreichbar. Von den St. Louis Blues, die momentan die zweite Wildcard inne haben, trennen die Kings drei Zähler, auf die seit vier Partien ungeschlagenen Calgary Flames, die den ersten Wildcardplatz belegen, sind es deren sechs. Durch die Verpflichtung von Bishop dürften die Kalifornier über das stärkste Torhüterduo in der Western Conference verfügen. Die Verpflichtung von Bishop ist ein klares Zeichen, dass Kings General Manager und Präsident Dean Lombardi kein Risiko eingehen möchte. Er versucht alles, damit seine Mannschaft im Anschluss der laufenden Spielzeit, auch noch am Kampf um den Stanley Cup teilnehmen darf.
Video: LAK@TBL: Bishop stoppt mit der Fanghand Muzzin
Schon seit Wochen wurde darüber spekuliert, wann die Lightning ihren zweifachen Vezina Trophy Finalisten abgeben werden. Bishop, der sich im letzten Jahr seines 2-Jahres Vertrages befindet, belastet laut CapFriendly.com Tampas voll ausgereizten Salary Cap mit jährlich US$ $5,95 Millionen. Im Sommer wäre der 30-Jährige zu einem Unrestricted Free Agent geworden und die Lightning hätten es sich vermutlich ohnehin nicht leisten können, seinen Vertrag zu verlängern, wenn man bedenkt, dass in der kommenden Spielzeit, um nur Zwei zu nennen, ihr langzeitverletzter Teamkapitän Steven Stamkos mit US$ 8,5 Millionen und Verteidiger Victor Hedman mit US$ 7,875 Millionen zu Buche schlägt. So gesehen lässt der Trade von Bishop zunächst einmal nicht darauf schließen, dass die Lightning die Playoffs bereits abgeschrieben haben, aber sie gehen wohl davon aus, dass sie, sollten sie die Playoffs erreichen, nicht wirklich eine Chance haben werden, auch um den Stanley Cup Titel mitzuspielen.
Obwohl Peter Budaj hervorragend Quick vertreten und mit einem Gegentrefferschnitt von 2,12, mit einer Fangquote von 91,7 Prozent sowie mit sieben Shutouts bisher die beste Saison in seiner elfjährigen NHL-Karriere bestritten hat, seine mangelnde Playofferfahrung (7 Spiele, nur eines von Beginn an, GAA 5,13, SV% 84,3 Prozent) lassen nicht vermuten, dass der 34-Jährige in die Fußstapfen von Bishop treten kann. Der in Denver geborene US-Amerikaner hat die Lightning dreimal in Folge in die Playoffs und 2015 sogar zum Einzug in das Stanley Cup Finale verholfen. Budajs Engagement erscheint mir als Notlösung der Lightning für die verbleibende Spielzeit. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich seine Wege, er wird nach der Saison zum Unrestricted Free Agent, und die der Lightning im Sommer wieder trennen.
In der Zukunft wird Yzerman auf die Dienste seines Erstrundendraftpicks (Nr. 19) beim NHL Draft 2012 Andrei Vasilevskiy setzen, dessen Vertrag er am 1. Juli 2016 um weitere drei Jahre für US$ 10,5 Millionen verlängert hat. Im letzten Jahr stand der 22-jährige Russe im Eastern Conference Finale gegen die Pittsburgh Penguins im Kasten nachdem sich Bishop verletzt hatte. Er lieferte solide Vorstellungen ab (7 Sp, 92,3%), doch wer weiß wie die Serie ausgegangen wäre, hätte Bishop, der es in den Runden zuvor in elf Auftritten auf eine Rettungsquote von 93,9 Prozent gebracht hatte, auch gegen die Penguins zur Verfügung gestanden.
Ob die Lightning noch selbst an ihre Playoffteilnahme glauben oder diese Saison als 'verschenktes' Jahr abschreiben werden, werden wir in den kommenden 48 Stunden bis zum Ende der Wechselfrist am 1. März erfahren. Ein Trade von Center Tyler Johnson, 26, dessen 3-Jahresvertrag ausläuft, wäre ein Indikator für die zweitgenannte Vermutung - und vermutlich eine große Verstärkung (27 Playoffpartien, 21 Tore, 21 Assists) für jeglichen Titelaspiranten. Auch die Abgabe eines erfahrenen Führungsspielers, wie Brian Boyle, 32, oder des gleichaltrigen Valtteri Filppula dürfte keine Zweifel mehr aufkommen lassen, dass die Lightning ihre Hoffnungen auf eine erfolgreichen Saisonabschluss aufgegeben haben.
Auch abseits des Eises ist in den kommenden zwei Tagen für große Spannung gesorgt. Die NHL-Wechselfrist endet am Mittwoch, den 1. März 2017 um 21:00 Uhr MEZ.