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Am 1. Januar 2017 eröffnete die National Hockey League mit dem Eröffnungsbully zum Scotiabank NHL Centennial Classic die Feierlichkeiten zur Jahrhundertsaison. Seit ihrer Gründung im Jahr 1917 sah die Liga zahlreiche Kultpersönlichkeiten.
Während dem Jahr 2017 wird euch NHL.com/de jeden Samstag mit zahlreichen Geschichten über die vergangenen 100 Jahre versorgen.
In dieser Rubrik werfen wir das Licht auf diejenigen, welche die deutsche, österreichische oder Schweizer Fahne in der Geschichte der Liga hoch gehalten haben. In dieser Ausgabe: David Aebischer.

Im Sommer des Jahres 2001 kam der Stanley Cup erstmals in die Schweiz. David Aebischer hatte sich für seinen Tag mit dem Cup seine Heimatstadt Fribourg ausgesucht und genoss den Tag, neben einigen Terminen mit der Presse und Fans, mit seinen Freunden und der Familie.
Der Schweizer Torhüter hatte zuvor am 9. Juni 2001 mit den Colorado Avalanche im siebten Spiel gegen die New Jersey Devils die begehrte Trophäe des Eishockeysports gewonnen, als erster Eidgenosse überhaupt. Auch wenn Aebischer nur Backup hinter dem legendären Patrick Roy war, so war der Erfolg doch eine Werbung für junge Eishockeyspieler aus dem Alpenstaat ihr Glück in Nordamerika zu versuchen.
Aebischer hatte es schließlich nicht leicht, als er 1997 die Entscheidung traf nach Nordamerika zu gehen und dort sein Glück zu probieren. Colorado hatte ihn im NHL Draft 1997 an insgesamt 161. Stelle gedraftet und bereits zu diesem Zeitpunkt wäre ihm klar gewesen, dass er die Schweiz verlassen und in die USA gehen würde.

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"Ich hatte diesen Sommer einen Vertrag bei Gottéron unterschrieben, aber die Leute verstanden nicht, wieso ich jetzt nach Amerika gehen wollte", sagte Aebischer zu NHL.com/de kürzlich dazu. "Viele glaubten, dass es eine schlechte Idee wäre, da es zu dieser Zeit unmöglich schien, als Schweizer in der NHL zu spielen. Unterstützung fand ich bei meiner Familie und Trainern wie Francois Allaire und André Peloffy, um nur einige zu nennen."
Diese Entscheidung hätte jedoch fast tragisch für ihn enden können, denn als er im September 1998 von der Schweiz in die USA flog, um am Rookie Camp von Colorado teilzunehmen, entging er nur knapp einer Katastrophe. Das Flugzeug, mit dem er in New York gelandet war, stürzte auf dem Rückflug nach Genf vermutlich wegen eines Kabelbrands bei Halifax ins Meer. Alle Passagiere kamen dabei ums Leben.
"Als ich in meinem Zimmer in Hershey ankam, sah ich auf CNN, dass ein Flugzeug der Swiss Air abgestürzt war", erzählte Aebischer. "Ich habe aber eine Weile gebraucht, um zu realisieren, dass es dieselbe Maschine war, die ich nur einige Stunden zuvor verlassen hatte."
Nach zwei Jahren im AHL-Farmteam Hersey Bears, folgte im Sommer 2000 die Beförderung in den NHL-Kader der Avalanche. In der regulären Saison durfte Aebischer 26 Spiele absolvieren.
"Hinter Patrick zu spielen hat mich sicher weiter gebracht", sagte er. "Ich habe viel von ihm gelernt und verstand mich auch gut mit ihm. Es war aber auch schwieriger sich durchsetzen zu können. Er war einer der besten Torhüter aller Zeiten und es ist und bleibt eine gute Erfahrung für mich und ich habe viel gelernt, das ich noch heute meinen Torhütern weiter geben kann."
Nach dem Rücktritt von Roy nach dem Aus in den Playoffs 2003, wurde Aebischer die neue Nummer 1 in Colorado. Eine große Ehre für ihn, doch die Fußstapfen waren groß. Trotzdem absolvierte er keine schlechte Spielzeit, andererseits konnte die Qualität der Mannschaft nicht mehr an die der erfolgreichen Vorjahre anknüpfen. Den Unmut des Umfelds hierüber bekam auch Aebischer zu spüren, obwohl er eigentlich nichts dafür konnte.
Ende 2006 gaben ihn die Avalanche zu den Montreal Canadiens ab, womit seine sportliche Talfahrt in der NHL begann. Seine Dienste wurde dort und später bei den Phoenix Coyotes nur noch als Ersatzmann abgefragt. Aus diesem Grund entschied er sich 2007 zurück in die Schweiz zum HC Lugano zu gehen.
Nach über drei Jahren erfolgte noch einmal ein Comeback in Kanada, als ihn überraschend die Winnipeg Jets zur Saison 2011-12 unter Vertrag nahmen. "Ich wollte den Traum NHL noch nicht begraben und wollte es noch einmal versuchen zu den Besten meines Fachs zu gehören", betonte Aebischer.
Zu einem weiteren Einsatz in der NHL kam es allerdings für den damals 33- Jährigen nicht mehr und er musste die komplette Saison im Farmteam der St. John's IceCaps verbringen. Nach zwei weiteren Jahren in der Schweiz für Rapperswil-Jona Lakers beendete Aebischer im Januar 2015 offiziell seine aktive Karriere. Heute arbeitet er als Torwarttrainer bei seinem Heimatklub HC Fribourg-Gottéron.

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Aebischers NHL-Karriere umfasst 214 Spiele mit einem Gegentorschnitt von 2,52 und einer Fangquote von 91,2 Prozent in der regulären Saison, sowie 13 Playoff-Spiele mit 2,07 Gegentorschnitt und einer Fangquote von 92,2 Prozent. Er vertrat die Schweiz bei fünf Weltmeisterschaften und zwei Olympischen Spielen.
"Es schien damals aussichtslos als Schweizer in der NHL zu spielen, geschweige denn den Stanley Cup zu gewinnen", sagte der heute 39-jährige Aebischer zurecht stolz über seine Karriere und bereut keine seiner getroffenen Entscheidungen: "Man muss jeden Tag Entscheidungen treffen und die trifft man mit den Informationen, die man hat. Darum gibt es nichts zu bereuen und aus Fehlern lernt man bekanntlich."
Und was will man mehr, als sich als Schweizer Eishockeyspieler durch den Stanley Cup Gewinn unsterblich gemacht zu haben.